Eine Leen-Hippie-Home-Story

Eine Leen-Hippie-Home-Story — Analoges Lachen

Holz an den Wänden, ein Teppich in Paisley-Logik, ein kleiner Koffer-Plattenspieler in freundlichem Türkis: Harmony Shields baut ein Zimmer, das zuerst summt und dann spricht. Leen Leftover betritt die Bühne mit Brille, SPICY-Shirt, roter Baumwolle und Socken, die wie höfliche Anführungszeichen funktionieren. Sie zieht eine Platte aus der Hülle, blättert durch Liner Notes, als wären es Gesetzestexte, und lässt dann ein Grinsen fallen, das jede Diskussion beendet. Dieses Home-Set ist jung, weil es sich permanent bewegt; es ist intellektuell, weil jede Bewegung begründet wirkt; es ist kinky und lustig, weil Regeln klar formuliert und mit Witz gespielt werden.

Der Raum ist nicht Kulisse, sondern Instrument. Holzfugen und Matratzenkante geben Linien vor, der Plattenspieler liefert Rhythmus, der Teppich macht Stimmung. Leen nutzt das alles wie eine Choreografin des Alltäglichen: Nadel hoch, Nadel runter, Blick hoch, Blick zurück. Harmony hält die Kompositionen streng und warm zugleich—sauberes Licht, ruhige Farben, genug Nähe für die zarten Tattoo-Linien, genug Distanz für die Pointe. Die Hippie-Home-Story erzählt, dass Intimität nicht laut sein muss, um entschieden zu wirken.

A-Seite Witz, B-Seite Haltung

Die Serie hat Timing. Leen legt die Platte auf, hält inne, hebt das Shirt eine Spur zu weit—dann lacht sie selbst zuerst. Sie benutzt das Vinyl abwechselnd als Heiligenschein, als cleveren Sichtschutz und als Requisite, um das Publikum zu prüfen. Kink ist hier keine Provokation, sondern Etikette: klarer Blick, klare Geste, klare Zustimmung. Jung bedeutet: ein Motiv wiederholen, minimal verändern, neu lesen lassen. Jede Wiederholung ist ein Rhythmuswechsel, kein Leerlauf.

Die Nahporträts sind das Herzstück: Wange nah am Lack, Atem als feiner Dunst, Wimpern wie Klammern. In den Totaleinstellungen werden die Socken zu Kommas und der Plattenspieler zur Pointe, die immer wieder funktioniert. Das Hippie im Titel ist Stimmung, kein Kostüm: warmes Holz, analoge Rituale, menschliches Tempo. Nichts ist hastig, alles ist entschieden.

Die verlängerte Fassung—zusätzliche Close-ups, langsam gesetzte Needle-Drops, Pausen mit echtem Lachen—wartet jenseits dieser Vorschau. Die restlichen Fotos dieses Shootings sind jetzt im Online-Magazin veröffentlicht. Kopfhörer empfohlen, Humor obligatorisch.